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Zur aktuellen Situation des Schwarzstorchs im Fichtelgebirge (Oberfranken)

Brutmännchen "Torres" bewacht seinen Nachwuchs an einem traditionellen Brutplatz im Zentrum des Fichtelgebirges. Der Bursche wurde...

Friday, September 26, 2014

Schreiadler (Aquila pomarina) - eine sehr erfolgreiche Brutsaison 2014


Es ist Ende April - bei den Schwarz-Erlen sprießen die ersten grünen Blätter. Die Schreiadler sind aus den afrikanischen Winterquartieren zurück, vollziehen bereits seit 14 Tagen ihre eindrucksvollen Revierflüge am Brutplatz und fangen seitdem eifrig Kleinsäuger & Amphibien.
Hier ein Schreiadler-Männchen (Revier "Le") nur unweit des vorjährigen Brutnestes auf Ansitzjagd.
Zu diesem Zeitpunkt im Frühjahr wusste ich natürlich noch lange nicht, dass sich die Brutsaison 2014 - insbesondere innerhalb meiner Greifvogel-Monitoringfläche - zu einer sehr erfreulichen Erfolgsstory entwickeln würde... 
Schreiadler im halbhohen extensiv genutzten Dauergrünland auf Amphibienjagd zu Fuß im Revier "Le".
Die Kopulation findet beim Schreiadler nicht auf dem Nest statt. Oft liegt der Kopula-Platz ≥ 100 m vom Nest entfernt. Dieses Schreiadler-Männchen vom Revier "Le" verpaarte sich zunächst am 16. April auf einer Weide mit einem neuen Weibchen (das eigentliche Brutweibchen war zum Zeitpunkt noch nicht am Brutplatz). Jedoch vertrieb nachfolgend das später eintreffende Revier-Weibchen dieses "frische" Weibchen.
Bereits eine Woche später am 23. April hat die "Chefin" vom Revier "Le" die Fronten geklärt und das neue Weibchen vertrieben. Hier will das Männchen (oben) das "Hochzeitsgeschenk" (einen Braunfrosch) noch nicht so richtig überreichen.... 
Status Kontrollfläche 420 km2 Mecklenburg-Vorpommern
Anzahl/ Größe

Kontrollierte Vorkommen (inkl. alter verwaister Reviere)
21
Reviere mit Schreiadler-Vorkommen
16
Einzeladler mit Revierbindung (E)
0
Revierpaare ohne Brut (RP)
3
Brutpaare mit Bruterfolg (BPm)
13
Brutpaare ohne Bruterfolge (BPo)
0
Brutpaare gesamt (BPa)
13
Jungvögel ausgeflogen (beachte eine 2er Brut)
14
Fortpflanzungsziffer (juv./ BPa)
1,07
Reproduktionsrate (juv./ BPa, RP, E)
0,87
Siedlungsdichte (BPa + RP/ 100 km2)
3,81



Gerne wählen Schreiadler zur Kopulation auch die Wipfelbereiche von Fichten. Das Weibchen fordert zuvor stets mit einem entsprechenden Kopula-Aufforderungsruf das Männchen zur Paarung auf. Hier am Brutplatz "Re". Das Weibchen besitzt einen ablesbaren Kennring - dadurch wissen wir - ihr Geburtsort befindet sich nur 19 km vom jetzigen Brutplatz entfernt. Sie ist inzwischen im 7. Lebensjahr und hat 2014 erfolgreich reproduziert.
Das Brutweibchen vom Revier "Re" zeigt sich auf dem Bild sehr angespannt und untersetzt dies mit einem durchdringenden Schrei. Hintergrund ist ein ins Revier einfliegender Seeadler. Schreiadler besitzen ein beachtliches Repertoire an Ruflauten. Dieser spezielle Seeadler-Warnruf gehört dazu!
Typische Situation im Luftraum. Einhergehend mit dem Warnruf wird der Seeadler vehement vom Schreiadler angegriffen (hier Brutweibchen vom Revier "Me"). Dieses Weibchen brütete bisher regelmäßig in einem 28 km entfernt liegenden Brutrevier. In diesem Jahr hat es sich plötzlich im Schreiadler-Monitoringgebiet mit dem Männchen vom Revier "Me" erfolgreich verpaart. Das eigentliche Revier-Weibchen war ebenso anwesend, konnte sich aber nicht - wie im oben  beschriebenen Fall vom Revier "Le" - durchsetzen! Ein weiteres Beispiel welche Dynamik innerhalb eines relativ kleinen Untersuchungsgebietes beim Schreiadler besteht.
Ein wesentliches Kriterium für eine erfolgreiche Etablierung und Reproduktion des Schreiadlers im Monitoringgebiet ist das Vorhandensein ausreichend extensiv bewirtschafteter Dauergrünlandflächen in unmittelbarer Nähe zum Brutwald! Inzwischen werden auch ehemals überflutete Grünland-Areale der Flusstalmoore wieder extensiv bewirtschaftet. Ein entscheidendes Merkmal - warum dieses seit mehr als 15 Jahre aufgegeben Revier "Qu" im Jahr 2014 wieder erfolgreich besetzt wurde. 
Sonnenaufgang im "Trebeltal" - all diese Wiesen werden wieder extensiv genutzt. Der Schreiadler dankt es unmittelbar mit einer erfolgreichen 2er Brut! Eine von insgesamt DREI in Mecklenburg-Vorpommern! Eine erfolgreiche 2er Brut kommt beim Schreiadler äußerst selten vor. Entscheidend für eine solche Konstellation ist ein reichhaltiges Nahrungsangebot besonders in den ersten Wochen nach der Schlupfphase des zweiten Jungadlers (Kleinsäuger-Gradation). Ferner sind es in der Regel weibliche Jungadler, die dem älteren männlichen Jungadler im Nest "plötzlich" in der kritischen Phase gegenüber stehen. Bei der Beringung fielen durchweg die sehr gute Kondition (Gewicht) der Jungadler sowie ein angelegtes Beutedepot der Altadler im Nest auf.
Die Begegnung mit solch üppigen Gesellen war in dieser Saison kein seltenes Bild... Dieser Jungadler deckte mit seinem Gefieder das hinterlegte Beutedepot (2 Feldmäusen) für den Betrachter unsichtbar im Nest ab.
Das Bild zeigt eine erfolgreich heranwachsende 2er Brut beim Schreiadler. Diese beiden Jungadler sind nachfolgend erfolgreich ausgeflogen. Dito traf dies für die beiden anderen 2er Bruten in M-V ebenso zu.
Beachte die Gestaltung der Buchenstämme mit weißer Wandfarbe...
Die starke Bekalkung am und unter dem Nest verrät beim Schreiadler die erfolgreiche Brut!

Nachfolgend einige Impressionen ausgeflogener Jungadler 2014 im Monitoringgebiet ohne Kommentare......











Und dazu noch einige typische Jagd-, Flug- und Ansitz-Situationen betroffener Altvögel im Monitoringgebiet....















Schreiadler-Männchen vom Revier "Re" vs. Kolkrabe...




Ein sehr seltener Schnappschuss - der Baummarder vertriebt zunächst den Mäusebussard oben und kümmerte sich danach auch noch um das Schreiadler-Männchen (rechts) vom Revier "Pa".



Nachfolgend eine sehr interessante Verhaltensstudie über unmittelbar benachbarte Schreiadler (Reviervögel), welche u.a. mit ablesbaren Kennringen identifiziert werden konnten.
Am 17. September versorgt das Brut-Männchen vom Revier "Re" (unberingt) noch unverändert seinen Jungadler. U.a. entdeckte ich es an diesem Tag an einer stark befahrenen Bundesstraße bei der Ansitzjagd in einer Linden- Kastanien-Allee (siehe Bild oben).
Wiederholt konnte es bei der Jagd an der Bundesstraße beobachtet werden. Das dazugehörige Brut-Weibchen (beringt) hatte bereits am 15. September den Brutplatz verlassen. Zum Zeitpunkt war daher mit dem Beginn des Wegzuges bei ihr zu rechnen.
Nach der Kontrolle des Reviers "Re" checkte ich sogleich das Revier "Pa". Hier war das Brut-Männchen (beringt und mit einem defekten GSM-Sender bestückt) inzwischen seit mehr als 3 Tagen alleine am Brutplatz. Selbst der Jungadler war inzwischen abgezogen.
Dieses Brut-Männchen war am 17. September gegen Mittag plötzlich in Balzstimmung (Girlanden, Winken, Rufreihen etc.) - Hintergrund für dieses Verhalten war ein fremdes Weibchen in Sichtweite, welches schließlich in einer Baumreihe nur 1,5 km vom Brutplatz des Reviers "Pa" abtauchte.
Das Brut-Männchen besuchte daraufhin das fremde "interessante" Weibchen. Ich fand mit etwas Glück schließlich beide Adler zusammen an den Resten eines Kadavers. Beide Adler flogen bei meiner Ankunft keine 20 m vom Kadaverplatz entfernt in die Baumreihe. Hier entdeckte ich nach intensiver Suche auch das fremde Weibchen 
(siehe Bild oben) - es war beringt und stammte vom 12 km entfernt liegenden Revier "Re"  - also dort, wo das Männchen zuvor in der Allee an der Bundesstraße saß, um u.a. den Jungadler noch zu versorgen.
Am Folgetag - dem 18. September - besuchte ich erneut am zeitigen Vormittag das Revier "Pa".
Ergebnis - beide Adler waren diesmal direkt im Brutrevier "Pa". Das Brut-Männchen fand ich bei der Ansitzjagd auf seiner "Hausweise" vor und das fremde beringte Weibchen flog mit der ersten Thermik aus einer Baumreihe ab. Erneute Flugbalz und lange Kreisflüge folgten im Gebiet. 
Das Brut-Männchen vom Revier "Pa" während der Jagd auf seiner "Hauswiese" am 18. September 2014. Auf dem Rücken der sichtbare GSM-Sender.
Am 19. September war nur noch das fremde und beringte Weibchen vom Revier "Re" im "falschen" Revier "Pa" zu finden. Es stiegt um 11:10 Uhr bei bester Thermik auf und verließ schließlich zielstrebig Ri. ESE das Revier.
Die Besenderung dieses Weibchens erfolgte vor 4 Jahren (2010) in einem 28 km entfernt liegenden Brutrevier - bezogen auf den aktuellen Brutplatz. Es brütete 2014* völlig überraschend im Revier "Me" innerhalb meiner Monitoringfläche. Das später noch eintreffende Revierweibchen vom Revier "Me" wurde erfolgreich vom "Sender-Weibchen" vertrieben. Bei dem hiesigen Brutmännchen handelte es sich um ein mir aus den Vorjahren bereits bekanntes Ind.
* Man sollte nicht gänzlich ausschließen, dass dieses Weibchen bereits vor der Besenderung 2010 schon einmal hier im Revier "Me" gebrütet hat!
Das selbe "neue" Brut-Weibchen vom Revier "Me" beim Abflug.


Leider im totalen Gegenlicht, dennoch eindrucksvoll... LSE vs. WTE.... 
Erneut ein sehr interessanter Wiederfund eines beringten Schreiadlers aus Mecklenburg-Vorpommern (M-V). Am 09.07.2014 beringte Andreas Hofmann eine erfolgreiche 2er Brut. Der ältere Jungadler - "T12" - wurde am 24. September 2014 an der Rhône-Mündung in Südfrankreich von Marc Thibault beobachtet und fotografiert.
Es ist bereits der zweite Nachweis per Kennring-Ablesung eines Schreiadlers aus M-V mit einer SW-Routenwahl http://blackstorknotes.blogspot.de/2011/02/lesser-spotted-eagle-crazy-german-lse.html