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Zur aktuellen Situation des Schwarzstorchs im Fichtelgebirge (Oberfranken)

Brutmännchen "Torres" bewacht seinen Nachwuchs an einem traditionellen Brutplatz im Zentrum des Fichtelgebirges. Der Bursche wurde...

Saturday, October 01, 2016

Clanga pomarina - Résumé 2016

Schreiadler-Männchen "Martin" kurz vor Sonnenuntergang am 15. September 2016 im Brutrevier.




Die Mecklenburgische Schweiz - das Herzstück einer inzwischen seit 27 Jahren akribisch erforschten Schreiadler-Monitoringfläche.
Aktiver Schreiadlerschutz heißt aber im Zeitalter von zunehmend außer Kontrolle geratener Pestizid-Keuleneinsätze, ganzjährig bewegter Harvester-Flotten in Wald und Flur, unverminderter Entwässerungs- und Flurbereinigungs-Feldzüge sowie kranker Trophäen-Gier zugleich: .... eine permanente Herausforderung und Gratwanderung mit den Nutzern und Eigentümern der letzten Schreiadler-Lebensräume in dieser Kulturlandschaft.
Freunde gewinnt man da folglich nur wenige...


Wie das Diagramm deutlich zeigt - die Reproduktion dieser Schreiadler-Teilpopulation hängt mit einer durchschnittlichen Fortpflanzungsziffer von nur 0,49 juv./ TP (RPa) unvermindert am seidenen Faden. Die wenigen Jungadler blicken somit nicht nur unsicher über den Nestrand - nein, die später überlebenden Jungen sehen bereits neue Gefahren lauern....
Die letzten kleinen "Getüpfelten Adler" machen sich wieder auf den langen Weg nach Afrika.
Die Schreiadler-Plätze sind inzwischen alle "geräumt" und man vermisst sie wieder, die teils sanften  Laute der Alten und zugleich eindringlich fordernden Rufreihen der Jungen in den Revieren.
In der ersten Oktoberwoche - der sogenannten peak-Woche - quert ein Großteil der europäischen Population bereits das Gebiet von Israel.


Schreiadler-Männchen "Panni" am 12. April 2016 wohlbehalten in seinem 25. Kalenderjahr  am Brutplatz. Das Paar errichtete eine neues Nest, brütete zunächst, brach dann aber die Brut leider ab. Dieses Schicksal teilte sich das Paar übrigens mit vielen Schreiadlern in M-V und BB in diesem Brutjahr. Einige Weibchen fingen aufgrund einer schlechten Brutkonditionierung erst gar nicht mit der Eiablage an. Die Ursache war schnell gefunden: in vielen Revieren herrschte zur Ankunft im Frühjahr sehr große Trockenheit (= sehr schlechtes Amphibienangebot) und parallel dazu nur ein sehr bescheidenes Kleinsäugerangebot. 
So blieben dann auch die typischen "Brautgeschenk-Flüge" in der Saison 2016 in vielen Revieren fast vollständig auf der Strecke.
Wo also das Männchen mit einem Braunfrosch täglich mehrfach das Weibchen stolz anfliegt, die Beute übergibt, um schließlich ihr dann durch die Blume zu flüstern - "....Liebling, passt alles - wir können hier brüten...und schmücken schon mal das Nest..."



Der klassische - im Frühjahr leicht überflutete - Erlen-Bruchwald. Hier finden u.a. Moor- und Grasfrosch noch passende Laich-Areale. Ein MUSS für ein intaktes Schreiadler-Revier!

Monate später im Blühaspekt mit der bestandsbildenden Wasserfeder - einem strahlenden Teppich.

Schreiadler-Männchen "Felix", mit dem ich seit drei Jahren auf "DU und DU" stehe und sein Verhalten schon fast auf  Tuchfühlung studieren darf, hatte mehr Glück. Die Brut mit "Florentine" verlief 2016 wieder erfolgreich.

Charakteristische Haltung des Paares vor der Kopula vom 23.04.16.
Links das Männel "Felix" und rechts Weibel "Florentine" (9 Jahre alt). Das Weibchen fordert vorher per Kopula-Ruf das Männchen zur Begattung auf. Das Männchen fliegt daraufhin zum - vom Weibchen zuvor auserwählten - Kopula-Platz und begattet seine Partnerin.

Die Kopulation eines inzwischen eingespielten Paares - beide Altadler reproduzieren inzwischen seit drei Jahren gemeinsam an diesem Brutplatz. 2014 und 2016 jeweils erfolgreich.
Nachfolgend das Ergebnis der Jungadler-Gefiederzeichnung o.g. Paares 2014 vs. 2016 - sehr aufschlussreich:





Jetzt, nach dem einsetzenden Laubfall und den geräumten Brutplätzen ist es wahrlich wieder Zeit, ein kleines Résumé für eine Schreiadler-Teilpopulation in Mecklenburg-Vorpommern (M-V) zu ziehen. 

Die Erfassung in den Schreiadler-Revieren gestaltet sich zunehmend komplizierter, komplexer und wird vor allem immer zeitintensiver. 
Wer das Verhalten dieser faszinierenden Großvogelart seit Jahrzehnten mit Herz und Verstand erforscht hat, begreift schnell, der kleine Adler veränderte peu à peu seine Strategien. Insbesondere in den letzten 15 Jahren ließen sich vermehrt Verhaltensveränderungen unserer gefiederten Freunde in den Revieren feststellen.

Ein Betreuer kontrollierte vor 15 Jahren beispielsweise ein Revier fünfmal in der Saison für 3-4 Stunden - keine Adler wurden aufgespürt. In der Regel wurde das Revier nachfolgend als unbesetzt geführt. Damals war es sicher auch fast ausnahmslos die richtige Antwort - jetzt werden die Karten  aber neu gemischt!
Eine Entwicklung - die einige Schreiadler-Betreuer im Land leider unterschätzen!

Vor drei Jahren checkte ich z.B. auf die Brutsaison verteilt meine "Hausadler" an 11 Tagen zu je 2 bis 5 Stunden. Ich sah in diesem Zeitraum nur einmal das Adler-Weibchen für sehr kurze Zeit vorbei huschen. Die bekannten Nester waren alle nicht besetzt. Mal ehrlich, mehr als 2/3 der Betreuer werfen da ihre Flinte ins Korn (oder vielleicht besser: das letzte Dauergrünland...).
Dennoch: beim 12. Anlauf - diese Adler hatten Bruterfolg und der Jungadler hockte grinsend im Erlenwipfel-Nest! Diese Adler zeigten im Revier eine geniale und fintenreiche Strategie. Wieder dazugelernt....


Solche "Mörder-Brut-Eichen" sah man vor 25 Jahren noch viel regelmäßiger im Oberstand (sogenannte Überhälter) innerhalb grundwassernaher Erlenbruch-Wälder als potentielle Schreiadler-Nistbäume. Inzwischen hat sich das Waldbild auch aufgrund des Eschentriebsterbens auf reicheren Standorten vielerorts deutlich verändert. Dieser Brutplatz dient als Vorbild für ein charakteristisches Schreiadler-Bruthabitat in M-V. Der Jungadler auf dem Nest flog 2016 erfolgreich aus (siehe auch Folgebild).

Neben diesen Schreiadlern-BP in besagter Monitoringfläche liegen noch weitere Reviere innerhalb von M-V im Kontrollbereich.

In der Summe sind es 26 bekannte Brutreviere.

Darunter befindet sich auch das TOP-Schreiadler-Gebiet für Deutschland.
In diesem 1.900 ha großen Waldkomplex siedelten 2016 fünf Schreiadler-BP (1 BP/ 3,8 qkm) - einzigartig für Deutschland (noch)! Unmittelbar angrenzend befinden sich zwei weitere Paare. Hier bedarf es zwingend wichtiger Abstimmungen zum Schutz der Brut- und Nahrungsplätze. Ein erstes Projekt, ein erster Schritt zur Schreiadler-gerechten Waldbewirtschaftung wurde initiiert.

Hier die Bilanz der 26 kontrollierten Reviere für 2016 (inkl. Monitoringfläche):
  • 24 Plätze waren beflogen (davon alle 24 Plätze mit beiden Adlern, RPa, komplett)
  • 17 Plätze mit Brutbeginn (71 % bezogen auf 24 RPa)
  • 13 Plätze mit Jungadlerschlupf (54 % bezogen auf 24 RPa)
  • 10 Plätze mit Jungadler ≥ 5 Wochen Alter (41,7 % bezogen auf 24 RPa)
  •   9 Plätze mit flüggen Jungadlern (37,5 % bezogen auf 24 RPa) = 0,37 juv./ RPa
Die Jungadler werden in der Regel im Alter von 4,5 bis 8 Wochen nestjung beringt. Auch nach der Beringung ist natürlich vom Betreuer zu kontrollieren, ob die Adler wirklich erfolgreich ausgeflogen sind. 
Die Prädations-Gefahr ist in den letzten Jahren signifikant gestiegen. 
Neben dem Habicht, Baummarder und Waschbär kommt leider zunehmend auch der Seeadler ins Spiel!
Von den 12 beringten Jungadlern (die Beringung wurde hier auf andere Regionen zusätzlich erweitert) haben nur noch 9 den erfolgreichen Abflug in Richtung Winterquartier geschafft. Diese Verlustquote von 25 % bei den Jungen in der Nestlingsphase ≥ 5 Wochen liegt im langjährigen Mittel. Und wenn man dann bedenken/ einkalkulieren muss, dass diese 9 Adler auf dem Wegzuge weitere Verluste erleiden werden, scheint eine Überlebensrate von 4 Jungadlern (einem Drittel der ursprünglichen Nestlingszahl einer solchen Teilpopulation) als (optimistisch) realistisch.


Dieses Paar reproduzierte im Revier "QU1" ebenfalls erfolgreich. Auf dem Bild, die Partner besuchten kurz aufeinander die selbe Ansitzwarte, lassen sich mit einem geübten Auge durchaus markante Unterscheidungsmerkmale erkennen.

Apropos Seeadler - dieser kleine Racker greift seit nunmehr acht Jahren neben einer wachsenden Lebensraumzerstörung in den Schreiadler-Revieren parallel in das instabile Kartenhaus der Populationsdynamik des Schreiadlers in M-V mit ein.
Ein Beispiel (hier nur kurz angeschnitten, da es an anderer Stelle in Vorbereitung steht):
In der oben genannten Monitoringfläche brütete vor 8 Jahren ein Seeadler-Paar - jetzt sind es bereits fünf Paare!
Der Hintergrund ist simpel. 
Meine damaligen Warnrufe vor dem "Bio-Hühnerfarm-Boom" in den Schreiadler-Kerngebieten prasselten beim Landkreis Rostock und den zuständigen Fachbehörden an eine Betonwand. 
Der hiesige "Hühner-Baron" hat seitdem unvermindert freies Spiel und errichtete so problemlos eine Hühnerfarm nach der anderen - davon sechs Hühnerfarmen in Schreiadler-sensible Areale! 
Sie liegen allesamt direkt angrenzend an EU-Vogelschutzgebieten! Eine erforderliche Vorprüfung, um etwaige Auswirkungen auf die betroffenen Anhang 1 Vogelarten zu verifizieren, fielen gänzlich aus.






Die Abbildungen oben belegen den regen Verkehr an dieser Hühner-Tankstelle....

Nicht zu vergessen, die von Miraculix mit einem Zaubertrank (Medikamenten) vollgepumpten Hühner gelangen aus der Anstalt in einen erweiterten Nahrungskreislauf  - resistent oder nicht resistent gegenüber Vogelgrippe & Co. - hier könnte eine weitere Zeitbombe ticken....

Das nachfolgende Foto zeigt eindrucksvoll, wie der Schreiadler (unten im Bild) verschiedene Seeadler (hier K2) im Frühjahr 2012 (17.04.2012) während der Revierbesetzung am Brutplatz wiederholt attackierte. Diese Hühnerfarm wurde in einer Entfernung von nur 350 m zum Brutwald (Wald im Hintergrund!) - gleichzeitig Vogelschutzgebiet - errichtet. Seit der Inbetriebnahme 2012 hat sich der Schreiadler verabschiedet. In dem Wald halten sich aktuell bis zu 22 Seeadler auf (Ruhe- und Schlafplatz)! Neben Armeen von Hühnerfedern findet man also auch noch genügend Mauserfedern vom Seeadler......ein Indianer hätte hier wohl reichlich Spass...


Nachfolgend die Luftbilder vor der Errichtung der Hühnerfarm - da brütete regelmäßig der Schreiadler im angrenzenden Wald - und nach der Errichtung/ Inbetriebnahme der Farm - da war dann Schicht im Schacht....
Für den Bau wurde zudem noch wertvolles Dauergrünland aus dem Schreiadler-Brutrevier zur Verfügung gestellt. Großes Kino! Dort brüten jetzt dafür drei Seeadler-BP im Nirwana: 1 x 2 km und 2 x 4 km von Futtertrog entfernt - zudem befinden sich dort in unmittelbarer Nähe zwei weitere Hühnerfarmen.....



Aber ausgerechnet der Schreiadler ist es, der die abgrenzungsrelevante Großvogelart für die unmittelbar betroffenen Vogelschutzgebiete darstellt (Zielart).
Seeadler siedelten sich "plötzlich" in traditionellen Schreiadler-Hochburgen an - im eigentlichen Seeadler-Nirwana... Der Seeadler nutzte schlagartig und sehr effizient seine neuen Futterquellen, dank der gefiederten Bodenr(p)enner....!
Nicht nur die in Reichweite zu den Hühnerfarmen brütenden Seeadler erschlossen das neue Terrain - nein, auch die vielen Seeadler-Nichtbrüter lungern seither vermehrt an den "Hühner-Tankstellen". Schlimmer noch, wenn regelmäßig 15-20 Seeadler in den angrenzenden Wäldern "rumhängen", was sie nachweislich zur Schau stellen (also genau dort, wo bisher auch der Schreiadler brütete) - dann braucht man sich über das Verschwinden einzelner Schreiadler-Revierinhaber nicht großartig wundern. 
So betraf es nachweislich vier Brutplätze vom Schreiadler im Untersuchungsgebiet, die für die neuen Seeadler-Brutplätze (1 x) und vor allem die "Seeadler-Spielburgen" (3 x) geopfert wurden und die Schreiadler entsprechend umziehen (1 x) bzw. vollständig verlassen (3 x) mussten!
Vor Errichtung der Hühnerfarmen brüteten dort also kontinuierlich vier Schreiadler-Paare. Kurz nach Inbetriebnahme der neuen Hühnerfarmen siedelten sich, spätestens nach 2 Jahren, die Seeadler in völlig gewässerfreien Arealen in unmittelbarer Nähe zu "Mc-chicken-wings" an. 
Im Jahr der Seeadler-Ansiedlungen/ Ansammlungen bzw. im Folgejahr verschwanden sogleich die Schreiadler und wichen teils aus !

Die Erhaltung und Wiederherstellung essentieller Schreiadler-Lebensräume besitzt oberste Priorität in der Region. Die Errichtung solcher Außenanlagen in unmittelbarer Nähe zu den behördlich bekannten Schreiadler-Brutplätzen sowie den besagten Lebensräumen im Vogelschutzgebiet stellt  ohne Zweifel das pure Gift dar.
Das natürliche Gleichgewicht gerät durch den Betrieb von Hühnerfarmen in ausgewiesenen Dichtezentren des Schreiadlers in M-V (und somit für Deutschland) aus den Fugen.



Den Seeadler-Warnruf hört man beim Schreiadler vor allem seit der Inbetriebnahme diverser Hühnerfarmen im Landkreis Rostock häufiger als noch vor 6-8 Jahren. In einigen Schreiadler-Revieren befinden sich die wachenden Altvögel im permanenten Alarm-Modus!

Dem Warnruf folgen oft energieintensive Luftangriffe auf eindringende Seeadler. Solche Aktionen nehmen signifikant zu! 

Hinzu gesellen sich neue Gefahrenquellen, die auch den schon sicher geglaubten flüggen jungen Schreiadler noch vor seiner Abreise treffen können.
Es existieren mittlerweile Schreiadler-Reviere, wo die wachenden Altadler mit dem "Zelebrieren" ihrer speziellen Seeadler-Warnrufe fast schon überfordert sind und eigentlich der Hustinetten-Bär die Tüte zücken müsste. Ständig kreuzen Seeadler verschiedener Alterskleider ihren Brutplatz - permanente Warnrufe, Angriffe und das volle Programm sind die logische Folge.
Dieses Jahr beobachtete ich am 28.08.16 (11:05 Uhr MESZ) hautnah, wie ein adulter Seeadler im Schreiadler-Revier "RE" den gezielten Versuch unternahm, den bereits schon lange flüggen Jungadler sich noch am Waldrand zu schnappen! Zum Glück gelang die Aktion nicht - auch weil zufällig das Schreiadler-Männchen zugegen war (also nicht auf Nahrungssuche) und eine sofortige Gegenattacke fliegen konnte.
Weitere Verdachtsmomente mit Seeadler-Auseinandersetzungen liegen aus diesem Jahr ferner von anderen Betreuern vor.
In diesem Zusammenhang sei kurz erwähnt, dass die Seeadler in Westmecklenburg (hier gibt es zudem Parallelen mit der Errichtung von Hühnerfarmen) inzwischen jungen Weißstörche von den Nestern "pflücken", um u.a. die eigenen Jungen zu versorgen (H. Eggers, mündl. Mitt.). Die Schwarzstörche wiederum haben nachweislich in solchen "Stress-Regionen" bereits einige ihrer angestammten Brutplätze verlassen.

Wie der Schreiadler mittelfristig mit solchen zunehmend stressüberfrachteten Situationen innerhalb seiner Brutplätze umgehen wird, bleibt abzuwarten. Noch brüten sie mit dem Seeadler gemeinsam in entsprechenden Abständen nebeneinander (siehe nachfolgenden Beitrag zur Koexistenz).

In Jahren knapper Nahrungs-Ressourcen, wie jüngst im Jahr 2016, müssen Schreiadler zudem ausweichen und werden zu Adrenalin-Junkies. Sie müssen dann akut aufpassen, dass sie nicht selber zum Straßenopfer mutieren, wenn sie vorher ausgemergelt noch am selbigen Graben den überfahrenen Hasenbraten anknabbern....


Die nachfolgenden Bilder lassen dieses Szenario auf einer "Schnellstraße" in M-V erahnen. Das Bild täuscht keineswegs eine eher halbmarode Straße vor. Dennoch wird hier regelmäßig mit 100 Hasenpfoten über die Piste gedonnert. Nur fliegen ist schöner....  Ein Adler bekam vor dem Daniel-Düsentrieb-Van gerade noch rechtzeitig die berühmte Kurve..... bei mir stellte sich dafür Schnapp-Atmung ein...


Schreiadler mit prüfendem "Fahrschul-Schulterblick" - möglicherweise seine Rettung...






Ganz wichtig: den Hasenbraten umgehend aus der Gefahrenzone des Grabens weit genug ablegen. Dann war auch sofort Ruhe auf der roller-coaster....Zunächst muss man aber auch erst mal checken, was da eigentlich Phase ist - was und wo genau etwas liegt. Vorher sah ich einen Adler auf dem Acker (zwei waren nicht sichtbar beim Hasen im Graben), deshalb hielt ich überhaupt an und war zufällig Zeuge von diesen Junkies...

Zusätzlichen Verluste, wie hier im Fall "Gabi" (Aktenzeichen XY...), kommen leider auch während der Anwesenheit im Brutgebiet vor. Nicht immer können jedoch die exakten Todesursachen im Anschluss ermittelt werden. 
Ein möglicher Tod infolge wiederholter Revierkämpfe ist ohne Frage eher zu tolerieren als zunehmende Greifvogel-Vergiftungen mit ausgelegten Gift-Ködern oder ein illegaler Abschuss!
Bei "Gabi", einem besenderten  Schreiadler-Weibchen, kennen wir die exakte Todesursache (noch) nicht.

Jedes Jahr kommt es leider auch im Monitoring-Gebiet immer wieder zu zwei bis drei Verstößen innerhalb der gesetzlich ausgewiesenen Schreiadler-Horstschutzzonen (HSZ). In M-V sind diese per § 23 (4) NatSchAG M-V geregelt. Die Forst, Jagd und Landwirtschaft muss ein entsprechendes Reglement im Sinne des Schreiadlerschutzes umsichtig beachten.
Die Flächeneigentümer und Nutzer erhalten dementsprechend vertrauliche Unterlagen über die Standorte mit den jeweiligen HSZ.
Dieses Bild zeigt eine von mir inzwischen gelegten Jagdansitz (keine transportable Einrichtung, eine stationäre!). Diese Einrichtung befindet am Nachbarbaum in nur 15 m zu einem besetzten Schreiadler-Brutplatz 2016 (auf der hinteren Schwarz-Erle zu sehen)!
Einen besonders bitteren Beigeschmack erhält dieser jüngste Vorfall, wenn man erfährt, dass dieser Wald einem anerkannten Naturschutzverband in M-V übertragen wurde.
Der Verband regelt aufgrund der beachtlichen Flächengröße des Waldes unter Eigenregie auch die Jagd.
Die Neststandorte sind dem Verband hinlänglich bekannt. Es ist daher völlig inakzeptabel, wenn solche Bilder entstehen müssen und die Jagd plötzlich in einem Schreiadler-Prestige-Objekt dieses Verbandes immer mehr in den Vordergrund gerät. Besonders befremdlich ist vor allem die Tatsache, dass die vorsätzlich agierenden Protagonisten hinsichtlich meiner Anzeige bei der zuständigen Oberen Naturschutzbehörde noch nicht einmal die erhoffte Einsicht zeigten und ihre Verkettung von Fehlern eingestanden....
Abschließend wieder ein paar aufbauende Impressionen (mal abgesehen vom Beleg einer WEA in einem Schreiadler-Tabubereich).
Die Fotos entstanden alle ohne Ansitz-/ Fotoversteck - immer im Einklang mit den Adlern.....oft aus der Situation heraus, da man ja seine Pappenheimer und ihren nächsten Schritt langsam kennt...


Der feine - aber entscheidende Unterschied! Selbst in Jahren mit einem schlechten Nahrungsangebot findet der Schreiadler auf solchen extensiven Dauergrünlandflächen immer noch ein ausreichendes Nahrungsangebot. Hier ein Musterbeispiel für eine gelungene Schreiadler-gerechte Grünlandbewirtschaftung. Neben einer wechselnden Beweidung im Hintergrund, sieht man zusätzlich eine mosaikartige Mahd von Teilflächen im Vordergrund. Dazu überall homogen verteilte Linear-Strukturen (Gehölzreihen) zur beliebten Ansitzjagd im Brutrevier. Das hiesige Adlerpaar  zog folglich 2016 erneut einen Jungadler erfolgreich auf..
Die jungen engagierten Landwirten leisteten zweifellos einen wesentlichen Beitrag 
zum Reproduktionserfolg!

Das Brut-Weibchen "Marta" fing exakt in der oben abgebildeten Dauergrünlandfläche wiederholt Wühlmäuse. Diese Maus auf einer gemähten Fläche...

Das Männchen "Martin" wiederum zwischen den Kühen auf der Weidefläche erfolgreich auf Jagd...











In anderen Regionen rannte das Nahrungsangebot nicht so üppig auf und unter der Bodenoberfläche.... Damit entstand auch das akute Problem, dass die Weibchen ihren Jungvogel nicht so lange bewachen konnten, wie eigentlich notwendig und gewünscht. Sie mussten viel zeitiger mit auf Nahrungssuche ausschwärmen. Dadurch stand der Jungvogel sehr oft nicht unter den Fittichen des Weibchens und war selten vor den lauernden Prädatoren ausreichend geschützt!
Bei der Beringung ließ sich passend zum erwähnten Nahrungsmangel vereinzeltes Untergewicht bei den Jungen feststellen.
Die von mir pro Nest während der Beringung "zugeteilten" 500 g Geflügel-Rationen (nicht von einer Hühnerfarm...) lösen natürlich nicht das eigentliche Problem und sie werden demzufolge auch nicht das fehlende Nahrungsangebot in der Revieren entschärfen (der berühmte Tropfen...). Im Bild links sieht man die doch etwas üppige Zusatz-Portion.

Das ist "Gerd" - der "Schlangenadler" unter meinen Schreiadlern.... (man beachte oben links die Singdrossel ;-). Ein so markant gezeichneter Schreiadler ist unverwechselbar. Hier kann man jährlich auch ohne Markierungen (Ring oder Sender) den Vogel sicher zuordnen. Und so weiß ich auch, dass der Bursche inzwischen das 10. Jahr in Folge am selben Platz brütet.



Einer von fünf neu gefundenen Brutplätzen/ Brutrevieren im Jahr 2016. Wie wichtig solche Funde sind, lässt schon die "nahende" WEA im Hintergrund erahnen. Die WEA befindet sich 2.390 m zum sitzenden Schreiadler-Männchen (links oben in der Birke) und nur 2.860 m zum besetzten Nest. In Räumen, wo WEA-Planungen laufen, müssen die Schreiadler-Brutplätze in M-V mittels artenschutzfachlicher Schutzradien (Tabu-Zonen) berücksichtigt werden. Diese WEA hätte, da sie innerhalb der 3 km-Tabuzone steht, definitiv nicht errichtet werden dürfen. Allerdings steht da noch die Gretchenfrage, wann wurde die WEA errichtet und seit wann brütet der Schreiadler dort überhaupt? Für mich handelt es sich, auch aufgrund der sehr guten Lebensraumausstattung (Brut- und vor allem Nahrungshabitate), um keine Neuansiedlung. Die Schreiadler brüten hier schon länger, wurden bisher (wie leider andere auch) übersehen. Und wie die damaligen Kartierungen im Zuge der WEA-Planungen gelaufen sind, kann man sicher auch nicht mehr sauber bei den Behörden hinterfragen.











Die Futterübergaben - hier vom Männchen - erfolgen  beim Schreiadler an den Jungadler regelmäßig verdeckt. Auf dem Foto erfolgte die Übergabe links (vom Laub verdeckt, kann man aber den noch Beute-mantelnden Jungadler erkennen).

Mit etwas Glück kann man so eine freie Übergabe vom Adler-Männchen auf einem Heuballen beobachten.

Oder hier in der Baumreihe vom selben "Heuballen-Brutpaar"....


Der Wespenbussard, hier ein sehr hübsches Männchen an einem Erdwespennest, zählt zu den treuen Brutnachbarn des Schreiadlers im Monitoringgebiet. Er profitiert ebenso von einer nachhaltigen extensiven Dauergrünlandbewirtschaftung (Mähwiese oder Beweidung).



Das Adler-Männchen "Gerd" fliegt am Abend mit einem Mauswiesel (Weibchen oder Jungtier) zum bereits flüggen Jungadler. Schreiadler jagen besonders in den Morgen- und Abendstunden sehr effizient. Die Fütterungsintervalle können dann sogar im Bereich ≤ 15 Minuten liegen!

Typische Sitzwarte der Altadler. Von hier aus starten sie regelmäßig die Ansitzjagd auf Amphibien oder Wühlmäuse. Diese exponierten Plätze dienen aber zunehmend auch als "Beobachtungsturm" für Angriffe auf Seeadler... Von hier hört man am Tag regelmäßig die Seeadler-Warnrufe. Man könnte es fast mit einem Baumfalken vergleichen, der exponiert im Brut-Gehölz sitzt und permanent auf den Habicht achtet, um seine Jungen zu beschützen.