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Zur aktuellen Situation des Schwarzstorchs im Fichtelgebirge (Oberfranken)

Brutmännchen "Torres" bewacht seinen Nachwuchs an einem traditionellen Brutplatz im Zentrum des Fichtelgebirges. Der Bursche wurde...

Wednesday, November 08, 2023

Und täglich grüßt das Adlertier....frische Episoden aus dem Leben unserer Schreiadler

The Spotted Moon Eagle - 06. September 2023.

Schreiadler-Männchen namens "Quintus" auf dem Weg zum Nachwuchs - 02. September 2023. 

Jedes Jahr werden die Karten für die mit Herzblut behüteten Schreiadler-Brutplätze neu gemischt. Zunächst erwartete uns mit großer Spannung die frühjährliche Ankunft der kleinen Waldadler in den Revieren. Mit vielen dieser inzwischen mit einem Namen dekorierten Tüpfelkobolden verbindet mich seit annähernd vier Jahrzehnten eine treue Bindung. 

Die stete Zuversicht, dass sie ihre Überwinterungsperiode im südlichen Afrika im Einklang mit dem beschwerlichen Parkour entlang ihrer Zugrouten mit Bravour bewältigen, kündigt, wie für die aus dem Winterschlaf erwachenden Murmeltiere, eine neue Saison voller Spannung an. 


Es sind annähernd 40 aktive Schreiadler-Brutplätze, die ich mittlerweile in M-V regelmäßig besuche. Optimale Voraussetzungen also, um für die kontinuierlich laufenden Verhaltensstudien neue Erfahrungen zu sammeln und ungeklärte Fragen nach und nach zu beantworten.

Leider übte zum wiederholten Male ein sehr trockenes Frühjahr einen schlechten Einfluss auf die für die bevorstehende Brut so immens wichtige Konditionierung der Weibchen aus. Neben einem fortwährend knappen Kleinsäugerangebot standen innerhalb der Reviere gleichzeitig nur wenige passable Laichplätze unseren heimischen Amphibienarten zur Verfügung. Die Ankunft der wandernden Amphibien, insbesondere für Moor- und Grasfrosch, verzögerte sich regional aufgrund der Trockenheit samt den kühlen Ostwetterlagen bis zur Eiablage der Adler Anfang Mai. Die Existenz genannter Explosionslaicher bildet das Fundament für eine erfolgreiche Reproduktion des Schreiadlers. Zumal die Amphibien jederzeit - aber besonders im Frühjahr - saisonale Ausfälle bei den Kleinsäugern kompensieren sollten.


Im zeitigen Frühjahr herrscht bis zum Austrieb des Blattwerkes eine einzigartige Stimmung in den lichtdurchfluteten Schreiadler-Brutwäldern. Bis Mitte Mai formen sich dabei besondere Lichteffekte durch die oft noch lichten Kronen der Altbestände. Hier ein Schreiadler-Männchen am 03. Mai 2023 bei der Ansitzjagd inmitten des noch unbelaubten Brutwaldes. 


Aufgrund eines anhaltend trockenen, in der Summe eher kühlen und regional nahrungsarmen Frühjahrs, verzögerte sich bei nicht wenigen Schreiadlern der Brutbeginn um ein bis anderthalb Wochen. An einigen Plätzen verzichteten die Weibchen kurz vor der Eiablage aufgrund lausiger Nahrungsbedingungen - selbst noch zwei Wochen nach der Ankunft aus ihren Winterquartieren - gänzlich auf eine Brut. Von den 43 näher untersuchten Brutplätzen in 2023 betraf es daraufhin 13 Standorte (= 30 %). Somit fiel annähernd ein Drittel der kontrollierten Vorkommen gleich zum Start der Brutperiode aus.

Die Abbildung oben zeigt das brütende Weibchen "Miri" aus über 400 m Entfernung auf einer Erle mit ihren ersten zarten Trieben am 01. Mai 2023. Das Paar zählte mit dem "planmäßigen" Brutbeginn zu den absoluten Ausnahmen in dieser Saison. Es gehörte aber auch gleichzeitig zu den wenigen Revieren mit einer vergleichsweise vorzüglichen Grünland-Ausstattung - nebst grundwassernahen und strukturreichen Nahrungshabitaten. 

Für mich ein wesentlicher Hinweis auf eine reibungslose Entfaltung und die elementare Bedeutung artenreicher Nahrungshabitate im Brutrevier. Nur derartig ausgestattete Areale können Situationen mit vorübergehend gedrosselten Nahrungsressourcen dauerhaft überstehen. Die Adler finden hier Nischen und greifen auf alternative Nahrungsreserven zu! Eine Konstellation, die gegenwärtig aber nur noch wenige Schreiadler-Reviere in M-V zu bieten haben...


Die ersten morgendlichen Sonnenstrahlen reflektieren warmes Licht auf die Blüten der als Ansitz dienenden Schlehen. Das Adler-Männchen überwacht aufmerksam seinen Brutplatz und hält zugleich immer wieder Ausschau nach Beute, 03. Mai 2023.




Schreiadler-Männchen "Carl" am Brutplatz im neckischen Treiben mit einem benachbarten Kolkraben. Alles sieht zunächst nach einer Mauserlücke in der rechten Hand aus - doch weit gefehlt. Das Männchen zeigt im Bereich des Handwurzelknochens im Übergang zur Elle eine dauerhafte Behinderung/ Verletzung (Ansatz von s3). Durch solche - leider unschönen - Erkennungsmarken lassen sich einzelne Individuen auch ohne einen Kennring herauspicken. Dieses Männchen bezieht seit acht Jahren (2016) den Revierplatz als Brutvogel und befindet sich demzufolge mind. im K13 - 15. April und 31. August 2023.


Auch dieses Weibchen im K12 ereilte, hier exakt auf der anderen Flügelseite, an gleicher Position eine Verletzung mit "dauerhaftem Marker" - 21. August 2023.


Oder die Adler zeigen ganz spezielle Gefiedermerkmale, wie das hier abgebildete Männchen "Toni" (01. September 2023). In der Regel präsentieren nur die Männchen solche kontrastreichen Zeichnungsmuster im Übergang vom Kopf- zum Bauchgefieder. Von über 55 näher gemusterten Männchen betraf es bislang fünf mit einem gewissen "Schlangenadler-Verschnitt" (9%).





Passend dazu einer von zwei übersommernden Schlangenadlern, dieser benannt als "Shorty one", innerhalb eines bekannten Schreiadler-Reviers. Bild 1: am Schlafplatz auf einer Kiefer nur 350 m abseits eines diesjährig erfolgreich belegten Schreiadler-Nestes - 20. Juli 2023. Bilder 2 und 3: während der Nahrungssuche - 28. Juli bzw. 05. August 2023. 
Bemerkenswert war die Beobachtung, wie "Shorty one" im Stil eines Schreiadlers am Boden zu Fuß über die Wiese eilte, um gezielt Amphibien zu ergattern! Er saß zuvor über 1,5 Stunde noch sehr geduldig auf einer Jagdkanzel (Bild 4: Kanzel-Ansitz - 05. August 2023).






Und dann sind ja noch meine anderen Lieblinge, die mich jedes Jahr ab Mitte Mai während der Kontrollen inmitten der Schreiadler-Reviere treu begleiten. Ob nun die Honey's, wie es die ersten vier Bilder von einem Brut-Weibchen belegen, per Ansitzjagd den Waldboden abscannen und dabei ihr Gefieder zwischenzeitlich pflegen - oder aber, wie es die Bilder 5-6 von einem Männchen dokumentieren, die Thermik nutzen, um ihren Nachwuchs kurz darauf zu versorgen. Diese Spezialisten gehören einfach zum Revier-Inventar. Dabei muss man bei Bild 4 schon genauer schauen, um die üppig mit Larven gefüllte Wabe in den Fängen zu erkennen. - 18. Juni und 16. August 2023.

Die unten folgenden sechs Neststandorte zeigen typische Momentaufnahmen während einer Brutkontrolle. Mithilfe einer 840 mm Brennweite überprüfe ich im Vorbeigehen die Nester hinsichtlich einer möglichen Besetzung. Die Nester werden aber auch nur dann im Nahbereich kontrolliert, wenn sich zuvor keine Adler in Nestnähe verraten haben (s.w.u.). 
Um die brütenden Weibchen generell nicht unnötig zu stören, verbietet sich nach meinen Erfahrungen ein Halt > 20 Sekunden während einer Fixierung. Die Bilder werden erst nach dem umsichtigen Verlassen des Reviers genauer im Display geprüft. 
Die Störungen am Nest werden somit auf ein Minimum reduziert - die Weibchen bleiben sitzen und bekommen ferner, wenn der Wind günstig beim Anlaufen steht, nicht einmal die Kontrolle mit (siehe Bilder 2, 3 und 5).
Da ich die Waldstrukturen der Reviere in der Regel aus dem Effeff kenne, nutze ich bei den Brutkontrollen die besten Anlaufrouten am Rande der Intimzonen, ohne dabei das Nest lange zu suchen. Ein wesentlicher Aspekt - denn durch eine längere Nachsuche werden definitiv Störungen folgen, welche dann (je nach Bebrütungszeit des Geleges) das brütende Weibchen zum (nicht selten vorher unbemerkten) Abfliegen zwingt.

Die Brutplätze benötigen grundsätzlich keinen Anlauf, wenn sich dort vorher das bettelnde Weibchen vom Nest meldet - oder das Männchen den Nistplatz mit Beute bzw. Nistmaterial unmittelbar anfliegen sollte (bzw. sich bereits am Nest befindet). Diese optimale Kontrollvariante schwankt zwischen 30-50 % - bezogen auf die absolvierten Gesamtkontrollen der Nester je Jahr. 

Foto 3 vom 22. Mai 2023 zeigt ein klassisches Beispiel, dass die Artdiagnose eines von hinten abgelichteten und fest brütenden Greifvogels sich auf dem Nest nicht immer einfach gestaltet. Aufgrund der sehr hellen Unterschwanzdecken schloss ich eine Verwechslung mit einem Mäusebussard nicht gänzlich aus. Ich tendierte anfänglich sogar für diese Art. Zumal ich mithilfe unzähliger Probanden mit "Steuerfeder-Perspektive" bereits extremes Lehrgeld zahlen durfte und fortan voreilige Zuordnungen verwerfe. Es lagen bei den Zeichnungs-/ Färbungsmustern inkl. Saumpartien der sichtbaren Hand- und Armschwingen, aber auch Steuerfedern, immer wieder verblüffende Überschneidungsvarianten mit dem Mäusebussard vor. Ausgehend vom Fotostandort wird die Artdiagnose in Verbindung mit der Perspektive (Beobachtungswinkel) und den vorherrschenden Licht- und Schatteneinflüssen im Kronenbereich zusätzlich erschwert. 
Nur wenn das Weibchen zufällig beim Wenden des Geleges, bei der Gefiederpflege, oder wie auf Foto 4 vom 15.05.2023 beim Fixieren des Beobachters die Kopf-, Augen- bzw. Schnabelpartien zeigt, ist eine sichere Artdiagnose per Rückenansicht garantiert.

Foto 1 vom 20.05.2023 und Foto 6 vom 20.06.2022 dokumentieren die Situation eines brütenden und hudernden Adlers mit Vorderansicht. Der Adler auf Foto 1 sollte mich ganz bewusst ohne ein Anpirschen sehen und verfolgen können, da der Niststandort kompliziert anzulaufen war. Da ich auch hier nicht länger als 20 Sekunden am Standort mit der Kamera verweilte und keinen Adler im Nest auf die Schnelle entdeckte, musste ich folglich auf die spätere Auswertung der Bilder warten. 
Stände ich nur mit dem Fernglas oder Spektiv am Platz (Beobachtungszeit und Störung verlängert sich um ein Vielfaches), hätte ich das sich drückende Weibchen mit Sicherheit nicht gesehen und müsste außerdem den Platz später noch einmal kontrollieren. Erst die Bildauswertung zeigte die geniale Tarnung des Weibchens (brütete bereits zweieinhalb Wochen) - ein absolutes Suchbild (schön suchen...), dass die wiederkehrende Brisanz während einer Brutkontrolle offenlegt!

Nebenbei - für diese sechs beschriebenen Standorte wurde nachfolgend ein Bruterfolg mit je einem beringten und später flüggen Jungadler dokumentiert.

Allgemein wird immer wieder angenommen, dass die Adler für den gesicherten Status einer Besetzung ihr Nest zuvor und im Verlauf einer Brut frisch aufbauen und begrünen müssen. Also kein aufgebautes oder frisch geschmücktes Nest = keine Besetzung und Brut eines Schreiadlers ..... ein Trugschluss !
Der (frische) Begrünungszustand (das Ausschmücken des Nestes vor, während oder nach der Eiablage) ist infolge der zurückliegenden Analysen schon länger kein sicheres Indiz für ein bebrütetes Gelege/ bezogenes Nest! 
Das abgelichtete Lärchen-Nest auf Foto 6 grenzt diesen Umstand nicht nur auf die Bebrütungsphase ein. Hier ist ein inzwischen huderndes Weibchen zu sehen. Dasselbe Nest erhielt von der Ankunft bis Mitte Juni keinerlei Aufbauten oder Begrünungen. Im Normalfall würde man das gedrückte Weibchen nie so frei sehen - vielmehr ist es, wie auf Foto 1 gut zu vermitteln, von einem "aufgetürmten" Nestkranz umgeben und sehr gut verborgen. 
Zwei verirrte Dunenfedern und drei bis vier frisch abgebrochenen/ abgelegten Äste auf Foto 6 lieferten auf dieser Lärche erste zaghafte Anzeichen für eine aktuelle Belegung am 20. Juni 2022.

Foto 1 (Datum und Zuordnung siehe Text oben), Entfernung 110 m (Europ. Fichte).

Foto 2, Entfernung 110 m (Stiel-Eiche).

Foto 3, Entfernung 60 m (Europ. Lärche).

Foto 4, Entfernung 105 m (Europ. Fichte).

Foto 5, Entfernung 80 m (Stiel-Eiche).

Foto 6, Entfernung 180 m (Europ. Lärche).

Jungadler vor der Beringung (6,5 weeks, female), beachte die frische Begrünung, reichlicher Schmelz an der Gabelung und die sichtbare Mauserfeder des Weibchens am Nestrand - 16. Juli 2023.





Diese Bildabfolge zeigt das Schreiadler-Männchens "Leopold" während einer heftigen Attacke auf einen zunächst noch ruhenden und dann abfliegenden ad. Seeadler im Intimbereich eines erfolgreich besetzten Nestes in nur 340 m Entfernung (Nest auf Fichte - siehe Foto 4 oben). Auf dem ersten Bild erahnt man den typischen Seeadler-Warnruf einhergehend mit dem Angriff - 30. August 2023. 

Der in den Bestand mit einem Braunfrosch als Brautgeschenk am 24. April 2023 eintauchende "Quintus" hat eine interessante Kurzgeschichte auf Lager...
Noch vor 15 Jahren war es ein durchaus vertrautes Bild, wenn das Männchen mit einem Moor- oder Grasfrosch aus den feuchten Wiesen, Blänken oder Erlenbruchwäldern zum geduldig wartenden Weibchen aufflog, um schließlich selbstsicher ein Brautgeschenk zu überreichen. Nicht selten kam er dann fast stündlich mit einem Frosch zurück, oft verbunden mit einer anknüpfenden Paarung am Waldrand. Ein vorzügliche Konstellation für das Weibchen, um das in der Nähe errichtete Nest für die bevorstehende Brut genauer zu inspizieren. Einer Brut stand schließlich nichts mehr im Wege.....
Heute hören sich solche Erzählungen schon eher wie kleine Märchen an. Denn nur noch sehr wenige Reviere bieten ab April entsprechende "Brautgeschenk-Vorräte". Es sind vielmehr, wie im Fall von "Quintus", leider eher die Ausnahmen die einen plötzlich wieder an die alten Zeiten erinnern....
Der hier abgebildete Lärchen-Bestand, aus dem das kurz zuvor schon eingeflogene K21 Weibchen "Quintessa" nachhaltig rief, befand sich mit 1.600 m weit abseits vom seit Jahren gewählten Brutwald. Das Paar hielt sich im Areal noch über eine halbe Woche mit diversen Fütterungen und Paarungen auf, bevor es dann kurz vor der Eiablage den traditionellen Standort doch wieder aufsuchte. Die Brut verlief erfolgreich (siehe nachfolgendes Bild).

Nachwuchs "Quintus jr." während der Beringung - 20. Juli 2023.

Männchen "Toni" mit einer Blindschleiche als Brautgeschenk für seine wartende Dame..... - 26. April 2023.

Leider folgten für die anknüpfenden Bruten in den Revieren im Mai und Juni zunächst keine merklichen Veränderungen hinsichtlich der Nahrungsverfügbarkeit. Wir durften uns daher sicher glücklich schätzen, dass die Paare mit begonnener Brut bis einschließlich Mitte Juli zur anstehenden Beringung noch annähernd 90 % einen Jungadler im Nest versorgten. 
Auch noch während der absolvierten Beringungsperiode gestaltete sich die Versorgung der Jungen bis Ende Juli weitestgehend kompliziert. 
So war es dann auch nicht verwunderlich, warum ich die obligatorischen Nahrungsdepots auf den Nestern in dieser Saison vermisste. Dieser Trend scheint sich im Vergleich zu den Vorjahren unmissverständlich fortzusetzen.
Auf den in 2023 insgesamt 24 kontrollierten Nestern fand ich während der Beringung an drei Plätzen ein Depot mit jeweils nur einem bescheidenen Beutetier (1x Maulwurf juv., 1 x Gelbhalsmaus, 1 x Feldmaus). Auf 21 Nestern blieben folglich die gewünschten Nahrungsreserven in Notsituationen für den hungrigen Nachwuchs aus! 
Bedenklich ferner, dass die Anzahl unbefruchteter Eier in den letzten Jahren signifikant abnahm. Barg ich vor 15 Jahren noch regelmäßig 4-6 Eier je 20-25 Beringungen/ Saison - so lassen sich gegenwärtig nur noch 0-2 Eier auffinden. Ein weiteres Anzeichen für fehlende Nahrungstiere während der frühjährlichen Brutplatz-Besetzung. Im Verlauf von 24 Beringungen fand ich in 2023 überhaupt nur ein umbefruchtetes Ei im Nest. Die Weibchen reagieren während der Eiablage auf solche Nahrungsdefizite und legen viel häufiger nur noch ein Ei. Dieser Sachverhalt wurde jüngst parallel durch fortlaufende Untersuchungen in Brandenburg gestützt. 
Die Aussichten für erfolgreich verlaufende Bruten mit zwei flüggen Jungadlern sinken daher ebenfalls immer weiter in M-V (letztmalig 2019).

Eine der geschilderten Ausnahme für die zurückliegende Brutsaison beim Schreiadler in M-V - jedoch auch nur ein sehr spärliches Beutedepot (Gelbhalsmaus) für den Jungadler - 15. Juli 2023.

Eine interessante Impression - ein seltener Besucher auf einem zunächst noch abwechselnd von Mäusebussard und Schreiadler frisch mit Fichtenästen ausgestatteten Nest. Diese Hohltaube zupfte interessiert im Nestinneren. Das noch im letzten Jahr erfolgreich besetzte Nest wurde in 2023 vom Schreiadler jedoch nicht besetzt. Er brütete aber nur unweit von dieser Methusalem-Eiche auf einem benachbarten Wechselnest erfolgreich - 01. Mai 2023.

Optimale Voraussetzungen für den Schreiadler am Brutplatz - eine extensive und mosaikartige Grünlandbeweidung auf den sogenannten Hauswiesen zählt zur favorisierten Bewirtschaftungsmethode, um so besonders stabile Kleinsäuger- und Amphibienpopulationen zu erhalten und zu fördern. Unmittelbar benachbarte Wiesen vervollständigen in diesem Bachtal eine schreiadlergerechte Bewirtschaftung mithilfe einer zwei- bis dreischürigen Mahd. In diesem Zusammenhang ist zwingend darauf zu achten, dass dieser kleine ökologisch agierende Landwirtschaftsbetrieb weiterhin vor Ort gefördert wird und langfristig den Zuschlag für die Pacht der wertvollen Flächen erhält. Daher pflege ich auch persönlich eine enge Zusammenarbeit und bedanke mich jährlich für das gezeigte Engagement. Der auch in diesem Jahr wieder erfolgreich ausgeflogene Jungadler dankt es ebenso und bestätigt die hier gewählte Marschrichtungszahl!

Das Blatt kann sich aber auch sehr schnell wenden, wie es die nachfolgende Aufnahme eindrucksvoll belegt. Es betrifft ein direkt anrainendes Brutvorkommen - die abgebildete Grünlandfläche zählte bislang zum Herzstück der Hauswiese.
Ein inzwischen getätigter Pächterwechsel leitete zugleich eine empfindliche Änderung der Bewirtschaftungsform des Grünlands ein. Das von einem holländischen Unternehmen übernommene und sukzessiv degradierte Grünland wird nachhaltig mit wiederholter Gülleausbringung für Grassilage genutzt. Diese begüllten Flächen sahen vor fünf Jahren noch exakt wie die artenreichen Grünlandareale auf der Abbildung oben aus. 
Getätigte Anzeigen beim zuständigen StALU wanderten in die Schubladen der Amtstuben. Man verwies auf eine rechts- und ordnungsgemäße Bewirtschaftung der Flächen. Ein absolutes Desaster, wenn das Verschlechterungsverbot für derartig essentielle Lebensräume einer besonders streng geschützten Anhang I Vogelart der EU-Vogelschutzrichtlinie verletzt und dennoch legale Wege einer Umwanderung existieren.
Dieser Umstand begegnet uns zunehmend als ein allgegenwärtiges Problem in den verbliebenen Schreiadler-Revieren des Landes M-V. Der Erhaltungszustand der wichtigsten Nahrungshabitate verschlechterte sich in den letzten 10 Jahren signifikant, exakt an den sensibelsten Knotenpunkten steht er auf der Kippe. Ein Trend der dringend aufzuhalten ist! Eine unkontrollierte Kettenreaktion setzt sich ansonsten in Bewegung und die erwähnten Nahrungsengpässe grassieren dann flächendeckend und betreffen vor allem unsere heimischen Greifvogelarten.

Die bereits dritte Begüllung der ehemals extensiv bewirtschafteten Hauswiese des Schreiadler-Vorkommens "TUT" in dieser Saison am 21. Juli 2023.

Es grenzte daher schon fast ein Wunder, wie sich zu Beginn des Ästlingstadiums der Jungadler Anfang August in den meisten Revieren doch rasch eine stabile Kleinsäugerpopulation präsentierte und diese mithilfe einer teils abgeschwächten Gradationsform ab Ende August/ Anfang September mancherorts sogar gipfelte.

Von den 24 beringten Jungadlern haben beachtliche 22 Tüpfler den Abzug in Richtung Winterquartier eingeschlagen. Nur ein Jungadler wurde im Alter von ca. 7 Wochen vollständig auf dem Nest geschlagen. Durch die Schutzfolie scheiden Waschbär & Co. aus. Merkmale/ Umstände sind vielmehr für den Uhu als Täter charakteristisch (Nachtrag: am 13. November Steuer-Mauserfederfund unter dem Nest). Der zweite Jungvogel verließ bereits sein Nest als Ästling (siehe Bild vom 10. August 2023), wurde aber kurz darauf, wie es im Nachgang mehrere Kontrollen bestätigten, leider dennoch "eingesammelt" (Umstände sind typisch für Habicht-Weibchen als Prädator). 

Die Umstände/ Indizien sprechen deutlich für den Uhu als Prädator des am 31. Juli 2023 frisch auf dem Nest geschlagenen Jungadlers.

Dieser abgebildete Ästling vom 10. August 2023 wurde bei weiteren Kontrollen leider nicht mehr lebend im Brutrevier angetroffen und muss kurz darauf mit hoher Wahrscheinlichkeit doch noch von einem Habicht-Weibchen geschlagen worden sein.

Dank dieser nunmehr seit August spürbar angestiegenen Kleinsäugerdichte wichen die in der Zwischenzeit gut genährten Jungadler tatsächlich hin und wieder vom vorgeschriebenen Drehbuch ab. Selten traf ich ab Mitte August bei meinen Erfolgskontrollen eine Mehrzahl abweichend "stummer" Jungadler in den Revieren an. Grundsätzlich reagiert und antwortet ein Jungadler zügig auf den Lockruf, da er in Erwartung der Beuteübergabe (in der Regel vom Männchen) stets aufmerksam, dabei bestens getarnt und dennoch weithin hörbar im Bestand lauert. Doch gab es in diesem Jahr einige Kameraden, die wirklich über längere Phasen mucksmäuschenstill, in Buddha-Pose gesättigt und zudem unsichtbar im Brutwald lungerten. Eine besondere Herausforderung, da diese erfolgsorientierte Kontrollperiode plötzlich unerwartet viel Geduld und zusätzliche Zeit erforderte. 







Die Bildserie zeigt das Brut-Männchen "Urs" bei der morgendlichen Bodenjagd, umgeben von einem quittegelb-blühenden Leinkraut-Teppich. Der dazugehörige Jungadler "Bärli" saß mit Sichtkontakt und im Bettelruf-Modus in voller Erwartung einer fetten Wühlmaus am Waldrand (siehe drei Fotos unten). Auch Schermäuse wurden hier im August/ September wieder erbeutet. Es handelt sich exakt um die weiter oben abgebildete, artenreiche Grünlandfläche des aufgeführten ökologischen Landwirtschaftsbetriebes - 06. September 2023.






"Bärli" (Nachwuchs von "Urs" und "Undine") dümpelte zunächst etwas müde und gelangweilt in der Morgensonne. Erst nach 07:30 Uhr wurde er aktiv und neugierig, da "Bärli" seinen "Urs" im "Quitten-Leinkraut" (Bilder oben) jagen sah. "Urs" brachte dann in anderthalb Stunden mal auf die Schnelle fünf Wühlmäuse. Kurz darauf war dann wieder Ruhe im Karton... Totenstille für die nächsten zwei Stunden! Keine Adler zu sehen oder zu hören....gibt es hier überhaupt Tüpfeladler....? - 06. September 2023. 

Und hier der noch lütte "Bärli" (ca. 5-5,5 Wochen alt) kurz vor der Beringung. Das Nest auf dieser Stiel-Eiche befindet sich unmittelbar am ökologisch bewirtschafteten Weideland - 18. Juli 2023.


Dieser Jungadler (beide Abb. oben) stellte ein absolutes Phänomen dar - er hätte zum Zeitpunkt meiner Kontrollen inzwischen längst im näheren Nestumfeld zu sehen oder zu hören sein müssen, war aber einfach nicht auffindbar. Vor zwei Jahren (2021) wurde an selber Stelle der flügge Jungadler schon einmal vom Habicht gegriffen. Ich befürchtete also den erneuten Verlust.... Als ich nach einer erneuten Kontrolle den Jungadler dann plötzlich wieder oberhalb des Nestes vorfand, war ich hocherfreut, aber zugleich verwundert, warum er bei meinen wiederholten Lockrufen keinen Mucks von sich gab. Bei einer weiteren Kontrolle samt Beuteübergabe löste ich glücklicherweise noch das Rätsel. Der Bub brachte einfach keinen sauberen Schreiadler-Laut heraus. Ein hingegen eher leiser und abgebrochen krächzend-heiser Ruf war erst ab einer Annäherung von 40 m zu hören. Aber selbst dann würde man diesen unscheinbaren Triller-Laut ohne einen Sichtbeleg dem Schreiadler nicht immer zweifelsfrei zuordnen können. Die den Stimmkopf umgebenen Muskeln könnten beispielsweise eine Dysfunktion und seine Einschränkungen erklären. Derart leise und flügge Jungadler dann im Brutwald wiederzufinden, stellt in der Tat eine große Herausforderung für den Betreuer dar. Mein bislang erster Fall - 14. August 2023. 

Aufmerksamer Jungadler im leichten Regen.... - 23. August 2023.


Derselbe "Regenadler" 14 Tage später beim Anflugmanöver an einer Fichtenspitze - 05. September 2023.

Jungadler "Gisela" in Erwartung einer Beuteübergabe durch das eintreffende Brut-Männchen. Besonderheit: die erfolgreiche Brut (Fichte) fand nur 65 m von einer vielbefahrenen Bundesstraße entfernt statt. Bei der Beringung erfasste mich das Gefühl, dass die Sattelschlepper unter dem Nest gefahren sind.... - 30. August 2023.

Jungspund "Quietschbär" war einer der wenigen Knaller, vorausgesetzt er befand sich gerade in Reichweite, der verlässlich mit seiner ausdauernden Antwort auf meine Lockrufe im August/ September reagierte. Das dazugehörige Nest vom "Quietschbär" findet man oben bei den Nestbildern unter "Foto 1" (Fichte) - 10. September 2023.

Immer wieder perfekt im Laubwerk getarnt. Trotz der anhaltenden Rufreihen benötigte ich hier über 10 Minuten, um den Kerl endlich zu entlarven. Der Jungadler ist dem Nest-Foto 2 von ganz oben zuzuordnen. 09. August 2023.

Männchen "Terri" im 5. KJ inzwischen erfolgreich verpaart - 26. Juli 2023.


Männchen "Hermes" - Götterbote und Beschützer der Reisenden, Händler und Diebe..... - 17. Juli 2023.

Mit etwas Glück lassen sich auch vier Adler gleichzeitig bei Flugspielen in der Thermik einfangen. Links der bettelnde Jungadler, in der Mitte seine Eltern und rechts ein sich anschließender Gast - 16. September 2023.

Hier noch einmal das Brutpaar (links Männchen) separat abgelichtet - identisch von der 4er-Bande oben - 16. September 2023.

Ein besonderer Schnappschuss - Familie Schreiadler vollzählig auf dem Nest. Weibchen "Laura" trägt einen frischen Lärchenast ein. Männchen "Talor" (6. KJ) und Jungadler "Tilo" treten aufmerksam beiseite - 29. Juli 2023.

Männchen "Talor" brütete im 6. KJ per Neuansiedlung erfolgreich - hier bei der Versorgung des Nachwuchses - 28. Juli 2023.

Morgendliche Schlummerphase von Jungadler "Tilo" als Ästling noch am Nest. Unter dieser Neuansiedlung zählte der Jungadler bis zum "take off" zu den klassischen Nachzüglern in dieser Saison - 15. August 2023.



Auch Nichtbrüter und Gäste fanden sich, wie dieses noch jüngere Weibchen, auf den Stoppelfeldern im August beim Wühlmaus-Klassentreffen ein - 04. August 2023.


Diese drei Bilder zeigen Männchen "Quintus" einen Tag bevor es gemeinsam mit "Quintus jr." das Brutrevier ausgesprochen zeitig am 03. September räumte (Erläuterung weiter unten). In nur 65 Minuten erbeutete er fünf Wühlmäuse auf einer extensiv genutzten Wiese während der diesjährig zweiten Mahd (darunter eine fette Schermaus inkl. Grasbüschel).... - 02. September 2023.







Jungadler "Quintus jr." zeigte sich Ende August wiederholt umtriebig über dem Brutrevier und ärgerte dabei immer wieder seinen Vater.... (erste Bild in der Reihenfolge der sechs Fotos von oben). Eine Woche später flog er völlig überraschend mit Papa gen Osten... - 25. August 2023.

Unsere Jungadler profitierten in vielen Revieren seit Ende Juli von einem vortrefflichen Nahrungsangebot. Von Mitte August bis Anfang September zeigten sie signifikant weiträumige und regelmäßig sehr hohe Erkundungsflüge. Selten sah ich Ende August die Jungadler unterschiedlicher Reviere schon so weit entfernt von ihren Brutwäldern großzügige Runden drehen. 

Ein offensichtlicher Hinweise für eine vortreffliche Konditionierung und vorzeitige Beherrschung des Luftraumes - einhergehend mit einer frühzeitig durchtrainierten Flugmuskulatur!

Möglicherweise verließ deshalb auch schon annähernd ein Drittel der Jungadler in dieser Saison das Brutareal ein bis eineinhalb Wochen (siehe u.a. "Quintus jr." am 03. September) vor dem durchschnittlich ermittelten Abzugstermin der Schreiadler in M-V (Mittel liegt zwischen dem 15.-19. September).


Ein bemerkenswerter Nachweis zum Abzugverhalten des Jungadlers "Quintus jr." gemeinsam mit dem Brut-Männchen "Quintus" am 03. September 2023. 

An den Vortagen fiel mir schon das unruhige Verhalten von "Quintus jr." auf. Immer wieder drehte er sehr weiträumige und hohe Runden im Revier (regelmäßig bis zu 2 km) - der Brutwald wurde zudem immer seltener angesteuert, ein eher atypisches Verhalten um diese Zeit. 

Am 03. September 2023 stieg "Quintus jr." 09:30 Uhr sehr hoch auf (es herrschte bereits sehr gute Thermik), rief immer wieder und schlug dann abrupt einen südöstlichen Kurs in sehr großer Höhe gegen 09:40 Uhr ein. Männchen "Quintus" folgte seinem Schützling fast synchron und kurz darauf schloss sich ein dritter Adler an - er entpuppte sich nach wiederholter Prüfung mit hoher Wahrscheinlichkeit als ein GSE x LSE Hybrid. Das Weibchen "Quintessa" verblieb hingegen noch im Brutrevier. 09:45 Uhr entfernten sich die drei Adler immer weiter nach ESE, um gegen 09:50 Uhr schließlich außer Sicht zu geraten. Zum Zeitpunkt präsentierten die Adler eine Flughöhe ≥ 400 m und eine aufgrund der Topografie gut abzuschätzende Entfernung von mittlerweile ≥ 6 km zum Brutwald! 
Einen einzukalkulieren Rückflug von Jungadler und Männchen konnte ich ausschließen, da auch an den Folgetagen nur noch das Weibchen "Quintessa" vor Ort anzutreffen war.

Auch ein Novum für mich - denn ansonsten verließen während meiner langjährigen Studien zum Abzugverhalten immer die Mädels vor dem Nachwuchs und ihren Ehegatten den Brutplatz. Dann nicht selten schon 3-6 Tage vor dem Jungadler-Männchen Gespann.


Zum Vergleich ein ad. Schelladler (Clanga clanga) - 12. Oktober 2011.








Was für ein Gaudi......01. September 2023

Jetzt zur Monatswende im Juli-August profitierten besonders die Ästlinge vom reichhaltig gedeckten Tisch auf den teils deutlich verspätet abgeernteten Getreideschlägen (die Ernte vieler Raps-, Gersten- und Weizenschläge verzögerte sich in diesem Jahr aufgrund regional klimatischer Faktoren um bis zu zweieinhalb Wochen). Dieser mit einem vollen Kropf gesättigte Jungadler sitzt stumm und regungslos auf dem Nest - 02. August 2023.

Auch dieser "Schokobär" (junge Rohrweihe) schöpfte die Sahne vom einsetzenden Nahrungsschub im August ab - 19. August 2023.

Die Graureiher schlossen sich natürlich auch der Jagd auf Kleinsäuger in Feld und Wiese an.... - 26. Juli 2023.

Und diese Misthaken stellen flächendeckend für unsere Baum-, Höhlen- und Bodenbrüter, hier zu Wasser und zu Lande..., inzwischen eine absolute Katastrophe dar. Das Anbringen von Kletterschutzfolien zur Sicherung der Baumnester stoppt dieses Dilemma nur lokal, vorübergehend und kann letztendlich nicht die gewünschte Endlösung darstellen - 15. Mai 2023.

Auch diese Kameraden werden uns in naher Zukunft möglicherweise des öfteren noch beglücken - zumal sie ja inzwischen auch in unseren Schreiadler-Revieren erfolgreich Jungadler plünderten (siehe weiter oben unter Verluste). 
Der nunmehr bei einer Kontrolle anlässlich einer forstlichen Begehung am 13. November 2023 direkt unter dem Nest geglückte Uhu-Mauserfederfund (Steuerfeder) bestätigte meinen ersten Verdacht im Juli 2023.
Die Abbildung zeigt hingegen eine erfolgreiche Uhu-Brut mit zwei Jungen auf einem im letzten Jahr noch erfolgreich besetzten Schwarzstorch-Nest in der Oberpfalz - 09. Juni 2023.


Das von B. Meyburg im August 2008 am Brutplatz besenderte und ohne Unterbrechung bis 2023 dort festgestellte Männchen "Gorli". Es befindet sich gegenwärtig im ≥ 21. KJ  - 18. Mai 2023.

Auch dieser Metall-Ring konnte dechiffriert werden... Das Brut-Weibchen "Zara" befindet sich aktuell im 17. KJ - 13. August 2023.

Schreiadler besitzen ein breitgefächertes Repertoire artspezifischer Rufe und Stimmfühlungslaute. Seit vielen Jahren versuche ich sie genauer zu deuten und vor allem der jeweiligen Situation explizit zuzuordnen. Für mich ein zentraler Schlüssel zur Lösung immer noch offener Fragen in Bezug auf eine nuancenreiche und bemerkenswerte Verhaltensbiologie des Schreiadlers. 
Das abgebildete Weibchen "Kira" (gegenwärtig im 12. KJ) zeigt den klassischen Seeadler-Warnruf. Er ist in unmittelbarer Nestnähe zu hören, kann aber auch bis zu 2 km vom Nest entfernt geäußert werden. Hier sitzt das Weibchen auf dem Wachbaum und kontrolliert aufmerksam das Umfeld. Es handelte sich um eine erfolgreiche Brut. Der Jungadler war Anfang September sehr gut flugfähig und drehte dabei immer wieder seine Runden. Zum Zeitpunkt der Aufnahme besorgte das Männchen die Nahrung und der Jungadler bettelte nur vorübergehend vom Waldrand (aufgrund der sehr guten Nahrungssituation verhielt sich der Jungadler sehr heimlich und reagierte äußerst reserviert auf die Lockrufe, siehe Anmerkungen zum abweichenden Verhalten aufgrund guter Nahrungsbedingungen im August/ September).
Dieser Seeadler-Warnruf ist aber auch bei fehlgeschlagenen Bruten immer wieder zu hören! Dennoch lässt sich anhand des Gebarens in der Regel auch hier ableiten, ob die Adler wirklich noch ihren Nachwuchs zu versorgen haben.
Momentan feile ich gerade an einer Schreiadler-Ruf-Spezifizierung, wo sämtliche Rufe und Stimmfühlungslaute (n ≥ 12), wie u.a. auch der bis dato nicht beschriebene Nestanzeige-Ruf, Kopulationsaufforderungs-Ruf,  Habicht-Warnruf (unterscheidet sich vom Seeadler!), einfließen sollen - 02. September 2023.


Aber auch Pflaumendiebe werden im September zum Abzug der Adler auf frischer Tat ertappt.....


Sicher auch eine Besonderheit - links der kleine Kerl passt einfach nicht ins Seeadler-shape .... Zunächst denkt man gleich an einen noch lebend eingetragenen Mäusebussard... Fehleinschätzung...! Fichtelgebirge (Oberfranken) - 02. Juni 2023.




Der junge Rotmilan in Erwartung des anfliegenden und nachfolgend fütternden Seeadler-Weibchens... Oberfranken - 02. Juni 2016

Junger Rotmilan (3,5-4 Wochen alt) eine Woche später immer noch lebend im Seeadler-Nest aktiv - 10. Juni 2023.

Collage mit den wichtigsten Daten und Besonderheiten zum Eintrag eines lebenden Rotmilans in ein besetztes Seeadler-Nest in Oberfranken 2023.

Zum Abschluss der Saison flog jedoch nur der älteste Jungadler aus dem besetzten "Rotmilan-Nest" erfolgreich aus....01. Juli 2023.



Ein Seeadler-Brutplatz in der Oberpfalz - 12. Juni 2023.

Der Jungadler chillt abgefüllt am Nestrand... hält in der Mittagssonne kopfüber ein Nickerchen....lebt noch..... Oberpfalz - 01. Juni 2023.