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Zur aktuellen Situation des Schwarzstorchs im Fichtelgebirge (Oberfranken)

Brutmännchen "Torres" bewacht seinen Nachwuchs an einem traditionellen Brutplatz im Zentrum des Fichtelgebirges. Der Bursche wurde...

Saturday, October 24, 2015

Schreiadler (Clanga pomarina) - Saison 2015 (Monitoring-Region "Gnoien", Landkreis Rostock, Mecklenburg-Vorpommern)


Die Schreiadlersaison 2015 war wiederholt von Spätankünften, insbesondere der Männchen, geprägt.
So wie im Fall des BP "Pa" wartete das Weibchen ("Paula", Foto oben) in diesem Frühjahr mehr als 14 Tage auf das Brut-Männchen "Panni" im Revier. 

Bei ihren Ankünften in den Brutrevieren sind die Schreiadler in der Regel nach einer strapaziösen Heimzugstrecke förmlich ausgemergelt. Zu diesem Zeitpunkt - Mitte April - ist es besonders wichtig, dass die Nahrungsflächen am Brutplatz bereits ein gutes (üppiges) Angebot an Amphibien und Kleinsäugern vorweisen.
Jedoch zeigt sich auch im Monitoring-Gebiet immer häufiger, dass die verbliebenen Dauergrünlandflächen zunehmend ihren wertvollen Charakter verlieren und beispielgebend das Walzen im Frühjahr die Amphibienbestände gezielt vernichten.


Schlechte Aussichten für Schreiadler & Co. selbst in EU-Vogelschutzgebieten - frisch gewalzte Dauergrünlandflächen unmittelbar am Brutwaldrand der Schreiadler. Die sogenannten "Hauswiesen" sind besonders essentiell für eine bevorstehende Brut. Die Brutkondition kann sich bis zur Eiablage Ende April/ Anfang Mai, insbesondere bei den Weibchen, nur durch einen reichlich "gedeckten Tisch" deutlich verbessern und stabilisieren! Eine der Ursachen - warum Weibchen überhaupt nicht zur Brut schreiten, wenn Verfügbarkeit und Vielfalt der Beutetiere zwischen Ankunft und Brutbeginn ausbleiben.
Auf dem Bild oben kann man sehr schön sehen, wie das Weibchen "Paula" kurz nach ihrer Ankunft noch völlig geschwächt auf einem Randbaum sitzt und sehr spät reagiert - als der Mäusebussard sie zuvor fast schon nach belieben attackierte. Am Waldrand sind noch die frisch abgestellten Walzen zu sehen. Die Aufnahmen entstanden  am 11.04.15 (Grünland mit Walzen) und 16.04.15 (Ankunft Weibchen + Attacke des Bussards).


Erst am 03. Mai traf "Panni" am Brutplatz ein (Bild oben). Er befindet sich inzwischen im 24. Kalenderjahr und zählt zu den ältesten Schreiadlern in Deutschland. Das zugehörige Weibchen "Paula" hat - verständlicherweise - inzwischen den Brutplatz mehrfach verlassen, um an anderer Stelle auf Partnersuche im Umfeld zu gehen. Dennoch starteten beide Adler einen verspäteten Brutversuch am bekannten Nest, brachen jedoch vorzeitig ab. 



Veteran "Panni" verblieb wieder bis Anfang September am Brutplatz. Es kam im Verlauf der Brutsaison zu einem regen Besuch fremder Schreiadler (Nichtbrüter) in diesem Brutrevier. Aber nicht nur dort - im Zuge der Untersuchungen 2015, insbesondere zur Altersansprache bei Schreiadlern, ließen sich im Monitoringgebiet mehr als 25 differenzierte  Fremdadler nachweisen. Sie sind als sogenannte Brutreserve zu verstehen und stehen nicht mit den Reviervögeln des Monitoring-Gebietes im Zusammenhang (inkl. keine Interaktionen zwischen benachbarten Reviervögeln). Dank einer umfangreichen Fotodokumentation war eine akkurate Zuordnung der Adler möglich. Auf dem Foto erkennt man die Träger des nicht mehr funktionsfähigen Senders sowie den gelben Kennring von "Panni".




Typische Situation bei einer erfolgreich verlaufenden Schreiadler-Brut - die Altadler greifen vehement eindringende Seeadler im Brutrevier an. Dabei kommt es mitunter zu atemberaubenden Sturzflügen und speziellen Warnrufen - solange bis der Seeadler aus dem Brutrevier vertrieben ist. In der Regel hört man erst diesen Seeadler-Warnruf vom Schreiadler bevor man die Akteure im Luftraum entdeckt....

Völlig neu und bis dato unbekannt - diese Aggression ist auch ohne entsprechenden Bruterfolg mit einem Jungadler zu beobachten! Hier greift "Panni" am 31.07.15 einen imm. Seeadler an. Es stellt sicher die Ausnahme dar, aber dennoch ist es eine sehr wichtige Ergänzung zum Verhaltensmuster dieser Art!


Eine Parallele zum o.g. Brutrevier "Pa" zeigte ferner das Brutpaar "Re". Auch hier besetzte das beringte Weibchen "Florentine" (Foto oben) den Platz noch vor dem Brutmännchen "Felix". Auch hier kam es noch zum Brutstart und auch hier wurde vorzeitig abgebrochen....



Noch am 01. Mai zog "Florentine" einsam ihre Kreise, balzte intensiv (siehe Bilder oben) und wartete treu auf ihren "Felix" ! Zuvor hatte sie  immer wieder fremde Weibchen aus dem Revier vertrieben.



"Felix" kam völlig lädiert (linker Lauf) und ebenso verspätet am 02. Mai bei "Florentine" an. Es  gab aufgrund seiner Verletzung auch leichte Probleme bei der Kopula (Aufstieg, siehe zwei Bilder oben). Im Verlauf der Brutsaison erholte sich "Felix" und ebenso verlor sein linker Fang langsam wieder seine steife Haltung. 




Auf den drei Bildern oben sieht man sehr deutlich seine Verletzung/ Behinderung. Auch das Großgefieder in der linken Hand zeigt unmittelbar nach seiner Ankunft eher Zeichen einer  Fremdeinwirkung (untypischer Mauserverlauf, außerdem ließen sich beim sitzenden Vogel unförmliche Einkerbungen/ Risse an den Handschwingen erkennen). Die Ursachen solcher Verletzungen nachträglich zu ermitteln - ob nun in Afrika im Winterquartier oder auf dem Zugweg zugezogen - bleibt reine Spekulation.







Bei der Jagd wurden im weiteren Verlauf der Brutsaison zum Glück bei "Felix" keine gravierenden Behinderungen mehr registriert.





Wie im Revier "Pa" - so ließen sich ebenfalls im Revier von "Florentine" und "Felix" eine Vielzahl von Fremdadlern blicken. Darunter auch dieser schwer zu bestimmende adulte Hybridadler "Schell- x Schreiadler" (siehe drei Bilder oben). 


Aber auch solche hübschen immaturen Schreiadler gehörten zum typischen Bild während der Mahd dieser Weidelgrasfläche im Revier "Re".




Im Jahr 2015 erhielten innerhalb der Monitoringfläche sechs Jungadler (alles 1er-Bruten) einen Ring der Vogelwarte Hiddensee und parallel einen für Deutschland innerhalb des Europäischen Schreiadler-Beringungsprojektes abgestimmten Kennring. Zudem wurden weitere Jungadler außerhalb der Monitoringfläche in Mecklenburg-Vorpommern beringt.
Seit 2014 werden sehr gut ablesbare gelbe Kennringe mit dem stets beginnenden Landescode "T" für Deutschland verwendet (analog zur Codierung beim Schwarzstorch in Deutschland).



Die Endkontrollen ergaben: alle sechs Jungadler sind erfolgreich ausgeflogen. Diese abschließende Endkontrolle ist besonders wichtig, da vor allem mit Habicht, Waschbär und Baummarder wiederholt Prädatoren noch bis kurz vor dem Ausfliegen des Jungadlers eingreifen können.






Dieser Jungadler im Monitoringgebiet wird kurz vor seinem Abzug ins Winterquartier noch einmal spielerisch von einem juv. Sperber-Weibchen am Brutplatz gejagt. Die Altadler hatten zu diesem Zeitpunkt bereits den Brutplatz verlassen.


"Florentine" im morgendlichen Nebel...


"Flori" nach dem Nebel mit Positionswechsel....


Ein von A. Hofmann außerhalb des Monitoring-Gebietes beringter und inzwischen flügger Jungadler.





Jetzt aber schnell "Karl" - Speedy der Käfer (Männchen vom BP "KlM")... und geschafft, die Maus hat verloren....


Einer von vielen "Gästen" (Fremdadlern) im Monitoringgebiet. Der Vogel befindet sich im 4. Kalenderjahr (hier u.a. Beleg durch Beringung des Vogels). 
Über die Thematik "Alterskleider beim Schreiadler" soll demnächst auch noch ein kleiner Beitrag mit diversen Belegaufnahmen folgen - da bei beobachteten imm. Adlern mitunter zu voreilig eine Altersangabe angegeben wird, insbesondere im 2. und 3. Kalenderjahr.